In diesem Jahr wollten wir durch den Achtobel bei Frickingen auf den Aussichtsturm Hohenbodmann und zurück laufen. Nur der Tobel wollte das nicht. Jedenfalls nicht in der ursprünglich geplanten Variante. Diese sollte auf rund drei Kilometern auch durch das zauberhafte Tal führen. Es wurde in den Jahrtausenden von der Linzer Aach fast 120 m tief in den weichen Molassesandstein geschnitten. Heute gehört der Aachtobel zu den ältesten Naturschutzgebieten Deutschlands. Zahlreiche geschützte Tier- und Pflanzenarten sind hier zu finden. Der Tobel wäre also ein lohnenden Wanderziel gewesen.
Weil ein guter Skipper einer größeren Wander-Crew den Weg vorher noch mal prüft, um Irrungen und Überraschungen zu vermeiden, stellte sich am Vortag heraus, dass der Tobel für unsere Gruppe faktisch unpassierbar war. Schlamm überall und vor allem viele umgestürzte Bäume auf dem Weg, teils nur akrobatisch überwindbar. Deshalb musste flux der Plan geändert werden. Quasi nur Stunden vor dem offiziellen Start suchten Michaela und ich wie Pfandfinder nach einer Alternativroute – und fanden sie.
So konnte der Wandertag dann am Sonntag, 20. Oktober wie geplant um 12 Uhr am Wanderparkplatz Steinhöfe beginnen. Hier erwartete uns dann schon die nächste Herausforderung: der WVF kam - trotz Fahrgemeinschaften - mit deutlich mehr Autos, als es Plätze gab. Mit vielen Einweisungs-Gesten und guten Ratschlägen, wie das Lenkrad zu drehen sei, bildeten wir eine zweite Parkreihe. 26 WVFler hatten sich angemeldet. Es war eine bunt gemischte Truppe aus Paddlern und Seglern, langjährigen und neuen Mitgliedern. Das Wetter war herbstlich diesig, für den Nachmittag war etwas Sonne angekündigt. Ideale Wanderbedingungen also. Als wir aufbrachen, fehlten aber noch zwei, deren Navi nicht so gut über die Outdoor-Highlights unserer Region informiert war. Wo sie steckten, wussten wir nicht – sie aber auch nicht. Wir vereinbarten, telefonisch in Kontakt zu bleiben.
Der Weg beginnt mit einer langen, aber gut ausgebauten Treppe hinunter in die Schlucht. Schon bald erreicht man die Wallfahrtskapelle Maria im Stein. Der Legende nach soll hier eine erste Kapelle Anfang des 13. Jhd. von Ritter Albero von Bodman nach seiner Rückkehr von einem Kreuzzug aus Dank für die Rettung aus türkischer Gefangenschaft erbaut worden sein. 700 Jahre später wurde sie in ihrer heutigen Form neu errichtet Diesmal zum Dank für die Verschonung des Dorfes durch die anrückenden Franzosen in den letzten Kriegstagen. Gläubige hinterlassen hier auch heute noch rührende Bilder und Botschaften, um zu bitten und zu danken.
Dann wanderte die Gruppe weiter hinab in den Tobel, um die Aach das erste Mal auf dieser Wanderung auf einer kleinen Brücke zu überqueren. Schon diese kurze Queerung des Tals vermittelte einen guten Eindruck vom Zauber dieser besonderen Landschaft. Leider führte uns der am Vortag eilig gefasste Plan B gleich wieder auf der anderen Seite aus ihm hinaus. Durch Wiesen, Felder und einen Weiler führte uns der Weg hinauf nach Hohenbodman. Der weithin sichtbare Turm ist das Wahrzeichen der Gemeinde Owingen. Früher stand hier eine komplette Burg der Bodmänner. Diese waren übrigens auch Namensgeber für „unseren See“. So gesehen war diese Wanderung für uns vom Wassersportverein auch eine Art Wallfahrt. Viele von uns ließen sich von der engen Wendeltreppe und den schmalen, abgenutzten Holzstiegen im Inneren des Turms nicht abschrecken. So wurden wir dann oben mit einem schönen Rundblick auf den Linzgau, den Bodensee und die Alpen belohnt – die im Hochnebel zumindest zu erahnen waren.
Auch unsere beiden Nachzügler hatten offenkundig die Fährte wieder aufnehmen können und stießen glücklicherweise noch zur Gruppe dazu. Gestärkt durch einen Schluck Zwetschgenwasser konnten wir uns also vollzählig auf dem Rückweg machen. Dieser führte uns zwar auch über eine patschnasse Wiese, entschädigte hier aber mit dem Anblick eines wunderschönen herbstlichen Sonnenblumenfeldes. Dann ging es wieder hinab zur Linzer Aach. Zum Glück gab es nebst einer Furt, die der Landwirt offenkundig regelmäßig mit seinem Traktor nutzt, auch hier eine Brücke. So konnten wir den kleinen Fluss ein zweites Mal trockenen Fußes überqueren. Ein kurzes Wegstück ging es entlang des Wassers durch das beginnende Tal.
Wieder an der Wallfahrtskapelle angekommen gab es zum Dank für die reibungslose und schöne Wanderung einen weiteren Tropfen Obstler als Trankopfer. Gegen 16 Uhr waren wir nach insgesamt rund 200 Höhenmetern Auf- und Abstieg wieder am Wanderparkplatz. Die meisten von uns verlegten dann auch noch zum reservierten Gasthaus Rössle in Mittelstenweiler bei Salem. Dort fanden alles etwas Leckeres auf der bayerisch-thailändischen Karte. So klang der Wandertag gemütlich und gut gelaunt aus.
Bericht von Robert Schwarz